Freitag, 9. Juli 2010
Fußballfieber oder richtiges Fieber?
Ich lasse mich ein letztes Mal über die fehlende Abwechslung in unserer Ernährung hier aus. Auf dem Foto sieht der werte Leser mein alltägliches Frühstück. Ja, ich esse wirklich zur Zeit JEDEN MORGEN Chapati. Und oft 5 Stück. Caro meint immer das wär zu viel, aber irgendwas muss man hier ja essen... ;-)
Dem aufmerksamen Betrachter wird aufgefallen sein, dass ich auf dem Foto etwas kränklich aussehe. Seit wir letzte Woche aus Burundi zurückgekehrt sind bin ich auch ziemlich am schwächeln. Ich führte dies zunächst auf den Höhen- und Klimaunterschied zurück, da es sowohl Nathalie als auch Caro nicht so gut ging. Bei mir ist es aber irgendwie nicht weggegangen. Hab hohes Fieber, Schüttelfrost und Husten... vor allem aber ist mir KALT! Hab die letzten Nächte mit Pulli und einer dicken Decke geschlafen und trotzdem gefroren. Heute hatte ich dann genug und ich machte mir auch langsam Sorgen, da dies typische Anzeichen für Malaria sind. Also hab ich mich im Krankenhaus auf Malaria und Typhus testen lassen. Einmal Blut abnehmen und fertig. Typhus hatte auch schon ein anderer Freiwilliger und ich war etwas nervös vorm Testergebnis, da diese Krankheit auch chronisch werden kann. Man muss hier den Mittelwert finden: Nicht panisch werden bei der kleinsten Sache, aber bitte auch nicht blauäugig sein. Naja, ich nehm jetzt jedenfalls Malariatabletten, obwohl gar nicht sicher ist, dass ich welche habe. Der Test ist leider nicht verlässlich und nur ca. jedes dritte Mal korrekt.
Wegen meiner Krankheit hab ich diese Woche auch nicht im Waisenhaus gearbeitet. Die Secondary School hat ja ohnehin noch große Schulferien. Heute bin ich aber doch mit Caro kurz hin, um uns von "den Großen" zu verabschieden. Die größeren Kinder sind in den Schulferien immer im Waisenhaus untergebracht. Im Dezember hatten wir sie auch unterrichtet. Jetzt waren sie wieder zu Besuch gewesen, nächste Woche fängt bei ihnen aber wieder die Schule an. So hieß es heute also Abschied nehmen. Caro und ich stellten fest, dass damit die Abschiedsphase begann, wir werden uns die nächsten Wochen noch von sehr vielen Menschen verabschieden! Ich muss offen sagen: Ich habe die kleinen Kinder wesentlich lieber als die großen. Das liegt aber einfach daran, dass ich sie viel öfter sehe und sie alle (wirklich jedes einzelne!) in mein Herz geschlossen habe. Am meisten werde ich die Kinder vermissen, das weiß ich jetzt schon. Ich war jetzt lange Zeit nicht im Waisenhaus gewesen und alle stürmten sie auf mich zu, riefen "Kaka Severin" (Bruder Severin) und umarmten mich. Dann saßen wir da und sangen Lieder ("Kumbaya, my Lord"). Mwesige fragte mich schon nach zwei Minuten wann ich denn das nächste Mal komme. Das alles tut immer wieder unglaublich gut. Kinder sind toll, das hab ich schon immer gesagt. Manchmal sind sie vielleicht ein wenig anstrengend. ;-)
Und genau deswegen machen Caro und ich ab nächsten Montag auch schon wieder Urlaub. Aber nur einen ganz kurzen. Wir fahren zunächst mit dem Bus nach Bukoba. Das ist ein Städtchen westlich vom Victoriasee. Soll angeblich die schönste Stadt Tansanias sein, mal schauen. Von dort wollen wir mit der Fähre über fast den kompletten See nach Mwanza. Soll ein echtes Highlight sein, die Fähre fährt ca. 12 Stunden und das nicht tagsüber, sondern über Nacht. Naja, und dann noch ein oder zwei Tage Mwanza genießen. Die für mich schönste Stadt Tansanias, Bukoba wird diese bestimmt nicht übertrumpfen.
Achso: Im Jahr 1996 ist genau diese Fähre übrigens gesunken. Ungefähr tausend Menschen sind damals gestorben und es gilt bis heute als das größte Schiffsunglück Ostafrikas. Die Fähre war wohl vollkommen überladen gewesen. Nunja, so schwer sind wir schon nicht. :-)
Um die Überschrift noch zu beantworten: Ich war total im Fußballfieber, aber jetzt wo Ghana und Deutschland raus sind ist für mich die WM vorbei. Die beiden letzten Spiele schau ich mir aber natürlich trotzdem noch an. Mit richtigem Fieber.
Song des Tages: Reinhard Mey - Freunde, Lasst Uns Trinken
Motto des Tages: We make them nass!
(gut, dieser Spruch von Marcus ist schon eine Weile her. Er offenbarte diese zutiefst lyrische Aussage direkt vor dem Spiel Deutschland – Argentinien. Und was haben wir sie nicht nass gemacht!)
(geschrieben: 9. Juli 2010, ins Blog gestellt am 9. Juli 2010)
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