Montag, 5. Juli 2010

Burundi und Ruanda

Ich habe ein schlechtes Gewissen. Jetzt haben wirklich einige Leute nachgefragt wegen meinem Blog und wann denn wieder etwas Neues kommt. Und ihr habt Recht: Ein Blog sollte regelmäßig gepflegt und vor allem vernünftig zu Ende geführt werden. Bis zu meiner Rückkehr Mitte August kommen also noch ein paar kleinere Einträge. Ich werde aber beileibe nicht mehr so unfassbar detailreich schreiben, wie ich es bis jetzt getan habe. Da fass ich mir echt an den Kopf, wenn ich meine alten Einträge lese, da ist doch wirklich vieles dabei was keinen interessiert. Ich habe die letzten Monate aber auch überhaupt keinen Mitteilungsbedarf mehr. Ab jetzt fass ich mich also kurz und stell vor allem Bilder rein. Sagt man das nicht so? Bilder sagen mehr Worte...

BURUNDI

Letzte Woche waren Caro und ich für ein paar Tage in Bujumbura, der Hauptstadt von Burundi. Nathalie arbeitet jetzt dort (wobei sie aber auch immer mal wieder in Ngara ist). Mit dem Taxi gings bis an die Grenze (Inhalt des Taxis: 3 Personen und gefühlte 100 Bohnensäcke!) und dann mit einem Kleinbus nach Bujumbura. Diese Busse sind viel angenehmer als die tansanischen, technisch auf einem viel besseren Stand und vor allem rasen die Fahrer nicht so bekloppt. Die Landschaft auf der Fahrt war wirklich grandios, fast besser als in Tansania. Man fuhr durch die Berge und außer der Straße war teilweise nichts zu sehen, was nach Zivilisation aussah. Man verlor sich ein wenig in seinen Träumen. Was es in Tansania gar nicht gibt, aber in Burundi ganz normal zu sein scheint: Menschen rennen hinter Lastwagen hinterher, springen hinten auf und fahren einfach mit. Die Fahrer scheint dies nicht zu stören. Das sieht aber wirklich gefährlich aus und was das schlimme ist: Kinder machen dies auch häufig!
Es waren nur drei Tage in Burundi (Visum: 20 Dollar), aber diese haben wirklich gut getan. Man muss halt doch ab und zu raus aus Rulenge. Den einen Tag waren wir fast durchgehend am Strand und selbstverständlich hab ich mir wieder einen Sonnenbrand geholt, obwohl ich mich zwei Mal eingecremt hatte. War aber längst nicht so schlimm wie mein legendärer Sonnenbrand in Kigoma, da witzeln meine lieben Kollegen ja heute noch drüber!
Außerdem dabei waren noch Karin, eine Freundin von Nathalie, und die Cindy. Cindy hat für einen Monat bei Renate im Straßenkinderprojekt in Ngara mitgearbeitet und ist auch nach Bujumbura gekommen, weil sie schon wieder zurück nach Belgien fliegen musste. Ein Monat vergeht schnell und ihr war mehr als deutlich anzumerken, dass sie noch sehr gerne geblieben wäre.
Was ich außer dem Strand noch in Bujumbura genossen habe, war eindeutig das Essen. Ich vermiss das Essen mittlerweile sogar deutlich mehr als neue Musik. Wir haben uns jetzt hier fast ein Jahr überwiegend von Reis mit Bohnen, Kochbananen und Chips Mayai ernährt. Das ist einfach keine vernünftige Ernährung! Den einen Abend hab ich ein halbes Huhn mit Pommes verdrückt und ich glaube mein Essensverhalten war jetzt nicht so schön, da ich ziemlich geschlungen habe. Aber das war wirklich ein Festessen!
Zweimal waren wir dann noch in der schwedischen Bar, das war der schönste Ort in Tansania. Sie hieß nicht wirklich so, aber die Aufmachung sah irgendwie total schwedisch aus. Sie lag direkt am Strand und man konnte sich supergemütlich in Sofas lümmeln. Und vor allem gab es da sehr gute Pizzen. Caro und ich haben einfach die genommen wo am meisten drauf war. Da kann man doch nichts falsch machen. Ich glaube, ich habe deutlich rüber gebracht, wie sehr ich das Essen vermisse, oder? Caro freut sich extrem auf Dampfnudeln und ich auf meine geliebten Maultaschen. Da fällt mir ein: Ein Essen mag ich in Rulenge doch noch super gerne: Kässpätzle! Wir haben zum Glück die richtigen Gerätschaften dafür, nur der Käse fehlt leider meistens. Aber selbst Kässpätzle ohne Käse sind super. Wie schmecken dann erst welche mit Käse und schön viel Zwiebel? (Originalzitat von Kluftinger). Also wenn ich dann mal meinen eigenen Haushalt hab, dann darf diese Gerätschaft für Kässpätzle nicht fehlen (wie heißt diese eigentlich?). Achherrje, jetzt schweif ich ja doch wieder ab...
Nochmal kurz zurück zur schwedischen Bar: Das Highlight war wirklich als wir dort abends Fußball geguckt haben. Da lief nämlich Ghana-Uruguay. Wie das Spiel ausging wissen wir ja alle und es ist auch zu traurig, aber Fußball kann halt grausam sein. Es war leider nicht die WM der afrikanischen Mannschaften. Dafür ist die deutsche Mannschaft ja super drauf, die erkennt man ja kaum wieder, wir freuen uns hier nen Ast!
Naja, jedenfalls lümmelten wir in besagten Sofas, direkt vor uns war der beleuchtete Swimmingpool und dahinter stand eine riesige Leinwand, auf der das Spiel gezeigt wurde. Geht es noch besser? Nur das Ergebnis: Tja... Wir haben nach dem Spiel beschlossen, diesen Blondschopf von Uruguay ab sofort zu hassen und ansonsten ein Tuch des Schweigens über dieses Spiel zu legen.
Was gibts sonst noch von Burundi? Nathalies Haus ist ziemlich schön, wir durften netterweise bei ihr wohnen. Vor dem Kurzurlaub hatten wir uns Sorgen gemacht, weil in Burundi gerade Wahlen sind und es wohl Handgranatenanschläge gab. Davon haben wir aber überhaupt nichts mitbekommen, ich werde Burundi als ein absolut friedliches Land in Erinnerung behalten. Es gab Straßensperren, bei der Kontrollen durchgeführt wurden und nachts hörte man schon Polizeisirenen. Aber das wars dann auch. Die vielen Reisewarnungen hielten wir für völlig übertrieben. Wir haben uns da doch lieber auf Nathalies Meinung verlassen, die ja direkt vor Ort ist.
Achso: Wir haben uns noch jede Menge Souvenirs gekauft, vor allem Masken. Die sehen echt super aus, ich freu mich schon wenn ich die zu Hause an die Wand hängen kann. Da waren extrem viele Souvenirshops und wir hätten dort ewig einkaufen können, der eine Verkäufer wollte uns gar nicht mehr gehen lassen und hat all seine erfundenen Geschichten losgelassen. So hat die eine Maske mal einem König gehört und so weiter...

RUANDA

Ruanda ist schon wieder einen Monat her. Wenn ich mich zwischen Burundi und Ruanda entscheiden müsste, würde ich ganz klar Burundi weiterempfehlen. Brother Edouard von Caritas hatte mich in sein Heimatland eingeladen und ich durfte in seiner Unterkunft schlafen. Wir waren in der Hauptstadt Kigali. Brother Edouard ist vor allem hingefahren um 1000 Flyer drucken zu lassen. Es ist wirklich nicht viel hängen geblieben von dieser Reise, aber ein großes Highlight gab es dann doch: Ursprünglich wollte ich zur WM ja nach Südafrika, aber das hat natürlich nicht geklappt. Das Eröffnungsspiel hab ich aber doch an einem denkbar schönen Ort geguckt: Im Fußballstadion von Kigali. War wirklich der Wahnsinn! Man saß dort mit tausenden Afrikanern (es waren auch ein paar Europäer mit dabei) vor einem leeren Rasen und schaute gebannt auf die riesige Leinwand. Richtiges Public Viewing also! Und als dann das Tor für Südafrika fiel, war die Hölle los. Das Stadion ist vor Freude ja fast explodiert. Hab ich auf Video festgehalten und das gehört wirklich zu meinen Lieblingsvideos...
Tja, ansonsten haben wir Freunde von Brother Edouard getroffen und seinen Bruder Theoneste. Mit dem Motorrad sind wir eine halbe Stunde durch ganz Kigali gefahren und ich hab wieder mal festgestellt, dass ich wirklich den Motorradführerschein machen muss. Ist einfach ein superschönes Gefühl!

So, jetzt hab ich keine Lust noch mehr zu schreiben. Aber es wird jetzt immer mal wieder was kürzeres kommen. Oder ich stell einfach nur Bilder hoch. So fühlt sich der werte Leser auch nicht so erschlagen, wenn er meinen Blog öffnet.

Song des Tages: Blumentopf – Horst

("Diagnose Horst. Du bist ein Horst, Horst. Alter, sieh das doch ein. Du bist ein Horst, Horst. Aber du bist nicht allein!" - Wenn wir das hörn, lachen wir uns immer schlapp. Auf diesen grandiosen Text muss man erst mal kommen. Und dann diese Aufzählung von Namen – herrlich!)

Motto des Tages: Ich habe kalt!

(geschrieben: 5. Juli 2010, ins Blog gestellt am 5. Juli 2010)

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