Tja...
Nun sitz ich hier auf meinem Bett (natürlich mit Moskitonetz) und habe zum ersten Mal so richtig Ruhe um etwas zu schreiben. Der Marcus sitzt genau wie ich auch auf seinem Bett und tippt ebenfalls. Im Moment hört man nur das Klackern der Tastaturen.
Wir sind jetzt für die nächsten zwei Wochen bei Mama Kilala untergebracht, einer etwa 60-jährigen Deutschen, die seit über 40 Jahren in Tansania lebt. Sie hat vor vielen Jahren einen tansanischen Mann geheiratet, der mittlerweile aber verstorben ist. Die Herta (so heißt sie mit Vornamen) ist genau so wie ich mir vorgestellt hatte: Eine unglaublich starke Persönlichkeit, der man nur in die Augen gucken muss um zu sehen, dass sie ein bewegtes Leben hinter sich hat.
Bei uns ist auch der Roman, ein Freiwilliger aus Rulenge, der in ein paar Tagen wieder zurück nach Deutschland geht. Auch ihm merkt man an, dass er einiges erlebt haben muss. Heute Abend haben wir zusammengesessen und er konnte uns einiges erzählen, speziell auch zu Rulenge. Das hat mich natürlich besonders interessiert, da ich ja dann bald für fast ein Jahr leben werde. Jetzt hab ich schon so viel erfahren, aber so richtig vorstellen kann ich mir das alles immer noch nicht. Ich soll in einer Secondary School unterrichten? Unfassbar, wenn ich jetzt wieder drüber nachdenke...
Ich bin ja jetzt schon völlig fertig, so viele Eindrücke die man nach gerade mal zwei Tagen bekommen hat. Der Flug war schon aufregend genug. Morgens um kurz nach sechs ging unser Flug von Berlin nach Amsterdam, dort hatten wir dann ein paar Stunden Aufenthalt. Dann ging es weiter bis Daressalam, über zehn Stunden lang. Ich wusste bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sitzen so anstrengend sein kann. Dazu kam noch meine Flugangst: Bei Start und Landung hat mein Herz dermaßen gepocht, das man es hätte hören müssen. Aber ich glaub der Marcus hat davon nichts mitbekommen...
In Daressalam angekommen hatte ich ihn sofort: den berühmt berüchtigten Kulturschock. Ich weiß nicht mehr WAS ich gedacht habe, es war irgendwie... komisch. Manche Situationen kann man einfach nicht in Worten ausdrücken. Wir besorgten uns unsere Visa und holten dann unser Gepäck. Und dann kam natürlich das was kommen musste. Der Koffer von Marcus war nicht zu finden. Normalerweise hab ich immer das Pech, aber das kommt mit Sicherheit dann noch an anderer Stelle... Viel unglaublicher fand ich dann die Reaktion von Marcus. Der hat so unfassbar lässig reagiert und meinte nur trocken, dass er mal eben nachfragt wo denn sein Koffer geblieben ist.
Also ich hätte da mit Sicherheit anders reagiert! Im Moment schauts so aus, dass ihm der Koffer noch nachgeschickt wird, mal sehn ob das klappt.
Kaum waren wir aus dem Flughafen raus, kam ein Tansanier und bot uns ein Taxi an. Wir zeigten ihm die Adresse zu unserm Hotel und fragten nach dem Preis. Wir waren einverstanden und stiegen ins Taxi ein. Sehr schön fand ich den Obama-Aufkleber, der hinten auf dem Taxi draufgeklebt war. Wir fuhren etwa eine Viertelstunde. Es war nachts, aber zu sehn gabs trotzdem eine Menge, es war noch jede Menge los auf den Straßen. Und laut war es. Fahren tun die Tansanier defintiv anders, ich würde es mal vorsichtig als „etwas ruppig“ bezeichnen...
Wir kamen an und plötzlich wollte der Fahrer 30 Dollar von uns. Wir hatten aber 13 Dollar verstanden gehabt vorher. Da haben wir uns wohl gleich klassisch über den Tisch ziehen lassen, aber mir war das in dem Moment sowas von egal... Wir machten trotzdem noch mit ihm ab, dass er uns am nächsten Tag wieder abholen würde, da wir ja gleich weiter nach Mwanza fliegen wollten.
Das Hotel war dann... nunja... wie man sich ein Hotel in Tansania halt so vorstellt: Sehr einfach, aber es gab Internet, was aber wohl immer so zu sein scheint. Es besitzt wohl auch fast jeder Tansanier ein Handy, trotz Armut.
Im Zimmer packten wir noch Geschenke von unseren Eltern bzw. Freunden aus, duschten noch und gingen dann auch schlafen. An diesem ersten Abend war ich ziemlich komisch drauf. Einerseits glücklich da zu sein, aber ich kam mir auch sehr verloren vor. Ich weiß nicht wie ich mich ohne Marcus gefühlt hätte. Ich bin schon sehr glücklich, dass ich da nicht alleine durch muss und ihm geht es wohl ähnlich...
Am nächsten Tag bezahlten wir das Hotel und warteten draußen auf unser Taxi. Und er kam tatsächlich. Allerdings diesmal nicht mit seinem eigenen Taxi, dieses hatte keine Sicherheitsgurte, was mir bei der Fahrweise in Tansania nicht so recht geheuer war... Diesmal verlangte er für die gleiche Strecke nur 15 Dollar. Vielleicht verstehe ich diese Preisschwankungen in ein paar Monaten, jetzt jedenfalls noch nicht.
Wir checkten ein, warteten eine Weile und stiegen dann in eine relativ kleine Propellermaschine. Jetzt sollte ich lernen was Flugangst WIRKLICH bedeutet. Es ruckelte und schwankte während des gesamten Fluges, zudem saß ich am Fenster und hatte den Blick zum rechten Propeller gerichtet. Ich rechnete die ganze Zeit damit, dass der Propeller stehen bleibt. Marcus und lenkten uns wie so oft mit herrlich schwachsinnigen Gesprächen ab. Man kann schwer beschreiben worum es in diesen Gesprächen ging, mir fällt nur noch das Stichwort „Reiner Calmund“ ein...
Irgendwie erreichten wir tatsächlich heil den Boden. Roman und Mama Kilala holten uns ab und wir stiegen in ein riesiges Auto. Die Fahrt durch Mwanza (auch Rock City genannt) war unglaublich. Man sag gleich alle Schichten: Die ganz Armen, die irgendwo in einer Ecke herum liegen, Polizisten, Familien...
Wir saßen uns in einen Imbiss und lernten uns ein bisschen kennen. Dabei musste ich immer wieder einen Blick zur Straße werfen. Kinder beobachten uns, wir fallen hier wirklich auf wie bunte Hunde!
Spruch des Tages: Du Wurst!
(geschrieben am 19. August 2009, ins Blog gestellt am 20. August 2009)
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Heyho! Schön von dir zu Hören! Viel Spaß und fleißig weiterberichten!!! LG, nach Tansania! Der MCM
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