Ich habe das noch einmal nachgerechnet: Ich bin jetzt erst seit vier Tagen in Afrika, aber hab jetzt schon das Zeitgefühl verloren. Das sollte mir später in der Schule nicht passieren, da sollte ich schon an einem Montag anwesend sein, sonst schmeißt mich der Headmaster Dagobert (ja, so heißt er wirklich) raus. Jetzt ist es Freitag Nacht und ich liege wieder im Bett. Hier macht das Blog schreiben so richtig viel Laune.
Wir waren wieder mal in der Stadt gewesen heute, wir hatten eine lange Liste abzuarbeiten. Unter anderem wollten wir ein Fahrrad für mich kaufen, Handy-SIM-Karten, Moskitospray und ein Mittel für Hunde gegen Flöhe, da hier so einige Hunde rumlaufen und es mindestens einer dringend nötig hat.
Handysachen zu kaufen geht ohne Probleme, jeder zweite Laden ist ein Handyshop, es ist wirklich unfassbar. Und feilschen ist hier groß angesagt, das macht im Moment noch der Roman für uns, aber der geht Sonntag Abend wieder zurück nach Deutschland, dann müssen wir allein zurechtkommen. Oh nein, das bedeutet ja Verantwortung...
Das Fahrrad haben wir auf morgen verschoben, wir haben noch einen afrikanischen Freund von Roman getroffen, Deo heißt der, er will uns dann helfen und den Preis senken. Für umgerechnet 60 Euro bekommt man hier wohl ein richtig vernünftiges Rädele. Wir haben ihn zufällig auf der Straße getroffen, er kam auf seinem Motorrad, das hatte echt Stil. Er war sehr herzlich zu uns und hat uns gleich mit Umarmung begrüßt.
Relativ am Ende unserer Stadttour hab ich mir noch von einem Straßenverkäufer ein Armband mit der Flagge von Tansania aufschwatzen lassen, er hat mir verschiedene um den Arm gemacht und ich hab mir dann eins ausgesucht. Ich werds wahrscheinlich das ganze Jahr tragen, ich find das schön...
Als wir aus der Stadt zurück waren gabs erst mal was zu essen. Und zum ersten Mal so richtig afrikanisch. Die Namen hab ich mir noch nicht alle gemerkt, aber ich bin absolut nicht abgeneigt, ich möchte sagen: Wunderbar deliziös, geradezu aromatisch.
Was ich aber viel interessanter finde ist, dass das Essen ansonsten überhaupt nicht afrikanisch war bis jetzt. Nur ein Beispiel: Heute Abend gab es ganz klassisch Würstchen mit Kartoffelsalat. Das wird sich in zwei Wochen in Rulenge aber definitiv ändern. Dann gibt es Fischkopf, hurra!
Seit gestern haben wir Kisuaheli-Unterricht. Wir haben einen relativ jungen Lehrer, der sehr freundlich und vor allem geduldig mit uns Unwissenden ist. Marcus und ich sagen häufig nur: „Aaah, okay“ oder auch „What does it mean?“. Mein Lieblingswort bleibt „polepole“, aber ich habe jetzt noch ein tolles anderes Wort kennen gelernt. Tolle Überleitung, bitte im nächsten Absatz weiterlesen, hier gibt es nichts mehr zu sehn... He, du bist ja immer noch hier! Kusch!
Wir sind jetzt schon mehrmals „Daladala“ gefahren, das sind kleine Busse, die Strecken hin-und her fahren und nur ganz wenig Geld kosten, dafür aber auch sehr wenig Komfort haben... um nicht zu sagen: Gar keins! Diese Busse sind proppevoll, die Tansanier fahren wie die Bekloppten, manchmal muss man stehn. Aber jetzt kommt das Entscheidende: Es macht verdammt viel Spaß. Ich tausche jede Zugfahrt in Klasse 1 gegen das Daladala-Feeling.
Abends haben wir uns jetzt schon mehrmals Bier geholt, was auch ein Abenteuer ist, da man auf dem Weg zum Kiosk an einer Meute von Schulkindern vorbei muss, die uns grüßen, hinterherlaufen oder sogar unser gerade gekauftes Bier haben wollen. Wir probieren auf jeden Fall kräftig alle Sorten aus... Mein Favorit ist bis jetzt glaub ich das Kilimanjaro-Bier. Beim Trinken führen wir natürlich wieder schön schwachsinnige Gespräche oder gucken Filme. Der Roman hat ne ganze Sammlung, gerade eben haben wir „Juno“ geguckt, ein richtig guter Film. Ein 16-jähriges Mädchen wird schwanger und muss mit den Konsequenzen leben. Warum schreib ich davon? Nunja, ich wollt den nur mal weiterempfehlen, auch wenn er rein gar nichts mit Tansania zu tun hat...
Den Knaller hab ich mir für den Schluss aufgehoben, das wird besonders meine liebe Familie interessieren. Wir spielen hier Malefiz. Ein Gesellschaftsspiel meiner Kindheit, nur mit holländischem Titel. Der Marcus und der Roman haben aber so was von keine Ahnung von diesem Spiel, wir führen hochwissenschaftliche Gespräche über verschiedene Taktiken, aber am Schluss gewinn dann doch ich. Ein bisschen Angeberei darf doch auch mal sein, nicht wahr?
So, jetzt geh ich schlafen. Morgen besuchen wir wahrscheinlich einen Entwicklungshelfer aus der Schweiz. Laut Roman kann das auch gut im Biertrinken enden. Wie Entwicklungshilfe leisten fühlt sich das alles noch nicht an, das kommt dann in knapp zwei Wochen in Rulenge. Das hier ist noch eher Urlaub!
Motto des Tages: Du kannst es doch auch auf die Muschel schieben!
(geschrieben am 21. August 2009, ins Blog gestellt am 23. August 2009)
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:-)!!!
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